Bailey · Degus · Hundeerziehung

Ein Hund und andere Tiere – geht das?

Hund und Degu

Ja das geht! Und gibt es auch bei uns. Als Bailey bei uns einzog waren die Degus schon da. Zwei schnuckelige Rentner, die mittlerweile schon fast 6 Jahre alt sind.

Ich finde es ist wichtig, bevor man sich einen Hund anschafft darüber nachzudenken: Was für Tiere gibt es schon im Haus und bekommen wir es hin allen gerecht zu werden? Außerdem sollte man die Mühe und Zeit investieren, dass sich alle Familienmitglieder egal ob menschlich oder tierisch aneinander gewöhnen und dann auch hoffentlich gut verstehen (das kann man mitunter leider nicht beeinflussen). Aber  sie sollten sich akzeptieren und vor allem respektieren. Nichts ist schlimmer, wenn ein Tier am Ende unter Stress leidet, weil es mit dem anderen so gar nicht klar kommt.

Degukäfig
Das Heim unserer Degus

Unsere beiden Degus leben bei uns in einem großen Glasterrarium und mir war es sehr wichtig, dass Bailey gut mit den beiden auskommt. Auch das war ein Grund, warum wir uns für einen Sheltie entschieden haben. Natürlich gibt es Shelties die Mäuse jagen, aber grundsätzlich gelten sie als Hütehunde mit geringem Jagdtrieb. Ich kann nicht sagen, ob eine Zusammenführung von so kleinen Nagetieren z.B. mit einem Terrier auch so gut geklappt hätte. Mit einem Sheltie sahen wir auf jedenfall eine größere Chance, dass es klappt.

 

Wie haben wir die Tiere aneinander gewöhnt?
 
Ich möchte euch auf diesem Wege einmal erzählen wie wir (wie ich finde recht erfolgreich) unsere unterschiedlichen Tiere aneinander gewöhnt haben.
Vorweg möchte ich aber einmal sagen, dass ich keine Hundetrainerin bin und vieles nur aus dem Bauch heraus gemacht habe. Es gibt also keinerlei Garantie, dass es so immer klappt.
 
Als Bailey die Degus damals das erste Mal kennen lernte war sie knapp 9

Degus beobachten
Bailey mit ca 4 Monaten beim Beobachten der Degus von der Couch aus

Wochen alt. Kennen lernen ist vielleicht etwas übertrieben. Sie saß nämlich auf dem Schoß meines Freundes und durfte sich die kleinen Nagetiere in ihrem Terrarium angucken. Und wie Degus eben so sind ( sie sind sehr aktiv), sind sie flink im Käfig umhergelaufen und neugierig an die Scheibe gekommen. Erstaunlicherweise zeigten meine beiden Racker keinerlei Angst. Ich hatte ehrlich gesagt mit einer anderen Reaktion von den beiden gerechnet. Mein Freund und ich haben währenddessen beruhigend auf Bailey eingeredet und ihr Leckerlies gegeben, wenn wir das Gefühl hatten sie war entspannt.

Ein paar Tage später wiederholten wir das Ganze, dieses Mal machte ich vorsichtig eine Schiebetür des Terrariums auf. Ich war sehr überrascht, dass die Degus gleich nach vorne kamen und dem Hund ganz mutig und neugierig ihre Näschen entgegen reckten. Als mein Freund eine Hand hinhielt lief Bacardi sogar rüber auf seinen Schoß direkt über Baileys Schwanz. Die guckte übrigens nicht schlecht, als das kleine Tier so mutig um sie herum tapste. Langsam verlor Bailey ebenfalls ihre Scheu und taute ein wenig auf. Sie schnupperte vorsichtig an dem grau / braunen Pelz und schien zu überlegen was man damit anfangen könnte.

Die ersten Treffen verliefen also ganz anders als ich dachte. Ich hatte immer vermutet die Degus würden vor Bailey eine Haiden Angst haben, 7c7e2f62-d756-4e28-a299-be17bae6fa03aber die waren mutig wie eh und je. Nach einiger Zeit veränderte sich Baileys Verhalten allerdings. Sie wurde älter und mutiger und in Gegenwart der Degus immer hektischer. Wenn wir die Schiebetür vom Terrarium aufmachten sprang sie immer direkt am Käfig hoch. Ich war mir oft nicht sicher, was sie vor hatte und so wurde fortan das hochspringen am Käfig ersteinmal komplett verboten. Ich wollte nicht riskieren, dass sie einen der Degus als Spielzeug sah.
Immer mal wieder durfte Bailey auf meinem Schoß oder dem meines Freundes einen Blick in den Käfig werfen. Die Schiebetür wurde allerdings nur aufgemacht, wenn wir zu zweit waren. Sobald wir das Gefühl hatten Bailey wurde hektisch oder zu forsch mit ihrer Schnauze gab es direkt ein scharfes ‚Nein‘. Würde sie zuschnappen hätten wir wohl kaum eine Chance schnell genug zu reagieren. Und so ganz einschätzen konnten wir unseren jungen Hund noch nicht. Bailey durfte also nur mit ihrer Nase in die Nähe eines Degus wenn wir das Gefühl hatten sie war ruhig und entspannt. Genauso haben wir sie für ruhiges Verhalten immer direkt fleißig gelobt und Leckerli gab es auch reichlich.

Mit der Zeit wurde Bailey älter und entspannter. Nun ist sie 8 Monate alt Sheltie Bailey beschnuppert Deguund immer noch aufgeregt, wenn sie die Degus sieht, aber sie kann die Aufregung mittlerweile sehr gut zügeln. So gut sogar, dass sie auf der
Couch liegen bleibt, während Goldie oder Bacardi um sie rumläuft. Anzeichen, dass sie einen der beiden beißen wollen würde hat sie nie gezeigt. Es war immer nur großes Interesse. Ich denke für sie riechen die beiden auch super interessant. Und am liebsten würde sie die Degus einmal so richtig abschlecken. Noch immer gibt es eine Zusammenführung übrigens nur, wenn wir zu zweit sind und beide ein Auge auf alle Tiere haben können. Genauso ist immer nur ein Degu zur Zeit draußen.
 
Unsere Taktik bestand also darin besonders das Ruhige und entspannte Verhalten von Bailey zu belohnen und zu bestärken. Außerdem haben wir ihr gezeigt, dass sie mit hektischem und aufgeregten Verhalten nicht an ihr Ziel kommt. Auf dem Sofa zum Beispiel haben wir sie immer weg geschoben, sobald ihr Stresspegel stieg. Und wenn sie wieder entspannter war durfte sie wieder näher an den Degu ran. Wobei sie immer nur sitzend oder liegend in deren Nähe darf, damit sie nicht aus versehen drauf tritt.
Ich denke die Fotos zeigen ganz gut wie entspannt die Stimmung zwischen den unterschiedlichen Tieren mittlerweile ist. Es gibt nämlich eine große Gemeinsamkeit zwischen Hund und Degu in unserem Haushalt. Alle sind wahnsinnig verfressen und würden für Futter wohl alles tun.
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einer verfressener als der andere
 

Nun kann man natürlich zurecht bei so sehr kleinen Tieren (ca 200 Gramm) sagen: Warum müssen die denn zwingend so viel Kontakt haben? Kann man die Degus nicht einfach im Terrarium lassen und der Hund darf gucken aber mehr nicht?

Dazu möchte ich zwei Dinge sagen.

  1. Meine Degus sind es von klein auf gewohnt, dass sie auch mal raus dürfen und zum Beispiel auf der Couch ein paar Leckereien bekommen. Degus sind sehr neugierig und wissbegierig (ich habe sogar zeitweise mit ihnen geclickert). Ich fände es nicht fair, nur weil da jetzt ein Hund ist, den Degus dadurch ein eingeschränkteres Leben zu bieten.
  2. Beide Degus sind schon recht alt. Ich hatte früher eine Gruppe von 4 kleinen Rackern. Nun sind es nur noch zwei. Sie haben eine Lebenserwartung von 5-8 Jahren. Natürlich hoffe ich, dass beide noch alt werden, aber ich habe mich auch schon mit dem Thema auseinandergesetzt: Was ist wenn es nur noch einer ist?

 

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hier waren sie noch zu Dritt. Guiness, Goldie und Bacardi

 

Auf den letzten Punkt möchte ich jetzt näher eingehen und dazu muss ich einmal etwas über diese süßen Nagetiere erzählen, damit ihr versteht worin das Problem liegt. Degus sind absolut soziale Tiere. Sie brauchen den Kontakt zueinander. Sie pflegen und putzen sich und sprechen miteinander. Einen Degu alleine zu halten grenzt schon fast an Tierquälerei. Dummerweise sind Degus aber auch sehr eigenwillig, sehr territorial und eine Vergesellschaftung mit anderen Degus ist nicht mal eben so gemacht. Ich habe nicht vor mir wieder Degus anzuschaffen und deshalb bleibt nur die Möglichkeit den übrig gebliebenen Degu in gute Hände zu vermitteln, wo mindestens ein anderer Degu lebt. Aber auch eine ausführliche Vergesellschaftung ist keine Garantie, dass es am Ende klappt. Selbst meine Jungs die schon immer zusammengelebt haben, haben zwischendurch ziemlich schlimme Kämpfe geführt. Und die mochten sich (meistens jedenfalls ;-)). Ich werde es aber natürlich trotzdem versuchen – ein schönes neues zu Hause für den letzten Degu zu finden.

Nun aber zu einem weiteren Problem:

Ich habe das Gefühl Degus waren eine zeitlang eine Art Modeerscheinung. Viele haben sich die kleinen Nager angeschafft und unterschätzt, dass sie doch recht alt werden. das Interesse schwand und nun quillen Deguhilfen und Ebay Kleinanzeigen teilweise über. Die Chancen einen alten Degu in ein artgerechtes zu Hause zu geben mit einer erfolgreichen Vergesellschaftung ist daher leider gering oder wird zumindest nicht von heute auf morgen klappen.

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Wir Menschen können natürlich niemals einen Sozialpartner ersetzen, aber was bleibt uns in so einem Fall anderes übrig als es zu versuchen? Einsame Degus werden oft sogar richtig kuschelig. Deshalb würde ein Degu bei uns alleine sehr oft draußen sein und die Zeit mit uns verbringen. Und Zeit mit uns schließt Bailey mit ein.

Zum Schluss nochmal von diesem ganzen traurigen Thema abgesehen finde ich es auch irgendwie schön zu sehen, wenn Bailey vorsichtig mit anderen kleinen Tieren umgeht.

4 Kommentare zu „Ein Hund und andere Tiere – geht das?

  1. Ja bei uns ist das auch mit den Vögeln gut gelaufen die schon vor Robbie bei uns waren 🙂 sie landen nämlich selten auf dem Boden aber wenn beschnuppert er sie immer ganz vorsichtig 🙂

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  2. Oh wie schön, ich finde Degus ja total toll ❤
    Wir haben aber auch solch eine bunte Truppe zu hause. Smokie muss mit einem Kaninchen, einem Wellensittich und einer Katze unsere Liebe teilen. Damals gehörten sogar noch Meerschweinchen und eine Ziege dazu. Bei ihm haben wir aber das Glück, dass er alle Tiere akzeptiert und liebt. Und zwar heiß und innig haha 😀
    Smokie teilt sich mit dem Kaninchen Spielzeug, Wasser und Kuschelplatz. Für meinen Wellensittich bildet sein Kopf eine gute Landebahn. Nie ist was passiert und alle Tiere sind tiefenentspannt 🙂
    Toller Beitrag!

    Liebe Grüße
    Jette

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  3. Super süße Fotos! 🙂
    Ich liebe ja Degus total und wünschte, ich hätte neben meinen Meeris noch genügend Platz, das ich welche haben könnte, aber ich glaube meine Pfeifnasen wären nicht so begeistert, haha. 😀
    Ich finde, wenn es geht sollte jedes Tier einen Partner zu Hause haben, weil alle auf ihre Weise sehr sozial sind. Bei Hunden ist ein einzelnes Tier natürlich nicht so wild, die sehen ja ihre Freunde bei jedem Spaziergang! 🙂
    Aber solange man keinen Hamster hat, frage ich mich, wieso nur ein Tier der selben Art…

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