Hundeerziehung · Welpe

Wie wir das allein bleiben geübt haben.

Kein Hund ist gern allein. Sind wir mal ehrlich, wenn Bailey es sich aussuchen könnte, würde sie definitiv immer bei uns in der Nähe bleiben. Leider fordert unsere heutige Zeit, dass Hunde alleine bleiben müssen. Der häufigste Grund ist natürlich, dass man berufstätig ist. Aber selbst, wenn man von zu Hause aus arbeitet oder den Hund mit zur Arbeit nehmen kann, ist es unheimlich wichtig rechtzeitig damit anzufangen, das Allein bleiben zu üben. Denn es gibt so viele Momente und Situationen in unserem Leben, bei denen wir unsere Vierbeiner leider nicht mitnehmen können, so gerne wir auch wollen.

Angefangen beim Einkauf im Supermarkt bis hin zu Arztbesuchen.

Hund vermisst Herrchen

Und wenn ein Hund, der das Allein bleiben nicht kennt auf einmal gleich 2 oder 3 Stunden allein bleiben soll, dann wird das für viele Vierbeiner in der Regel ziemlich stressig.

Deshalb ist das Allein bleiben meiner Meinung nach eines der wichtigsten Dinge, die ein Hund lernen muss. Von keinem Hund kann man erwarten, dass er von jetzt auf gleich eine längere Zeit zu Hause alleine bleibt. Es gibt zwar Hunde die stecken das ohne Probleme weg, aber genügend Vierbeiner haben damit ihre Probleme. Das Allein bleiben muss man langsam üben und Schritt für Schritt aufbauen, damit es kein Stress für den geliebten Hund ist. Gerade für Welpen ist dieses Training super wichtig.

Ich muss gestehen, dass ich immer überrascht bin, wenn mir jemand erzählt, dass sein Hund wirklich niemals alleine ist. Das erfordert dann schon eine herausragende Organisation oder eine so große Familie, dass immer jemand zu Hause ist. Davor ziehe ich meinen imaginären Hut, denn Bailey musste bei uns von Anfang an immer mal wieder alleine bleiben.

Wie haben wir trainiert?

Ich werde häufig gefragt, wie wir Bailey beigebracht haben allein zu bleiben, ohne dass sie das ganze Haus verbellt oder jammernd vor der Tür liegt. Das Thema, wie man einem Hund beibringt alleine zu bleiben, hatte mich von Anfang an selbst sehr beschäftigt. Ich wollte das Training möglichst sinnvoll aufbauen, weshalb ich viel im Internet las und bei anderen Hundebesitzern nach Erfahrungen fragte. Als Bailey damals als kleiner Welpe bei uns eingezogen ist, hatten wir insgesamt 6 Wochen Urlaub. Danach musste sie durch unsere Berufstätigkeit mindestens 3 Stunden am Stück allein bleiben können. Für uns war das unheimlich wichtig und dieses Ziel vor Augen, begann ich direkt am zweiten Tag nach ihrem Einzug mit dem Training.

Welpen alleine lassen
Kleine Baby Bailey

1. In der Wohnung bleiben und Räume wechseln.

Am Anfang unseres Trainings, bin ich einfach immer mal in einen anderen Raum gegangen. Ich habe die Tür kurz zugemacht und bin danach direkt wieder aus dem Raum herausgekommen. Bailey habe ich dabei vollkommen ignoriert. Sie sollte einfach sehen, dass es was ganz normales ist, dass Türen mal zu sind, dass ich aber immer wiederkomme.

Ich habe also immer wieder den Raum gewechselt, so lange bis es Bailey echt zu blöd war und sie sich hingelegt hat. Dann habe ich das Training beendet.

Wichtig dabei ist nur, dass man nicht wieder aus dem Raum herauskommt, wenn der Hund  gerade fiept oder jault. Denn dann lernt der Hund: Hey ich muss nur quengeln und dann kommt Frauchen ja schon wieder zurück!
Unbewusst fördert man so also das ungewünschte Verhalten. In so einem Fall habe ich kurz gewartet und habe dann die Tür geöffnet in dem Moment, wenn Bailey still war.

2. Aus der Haustür rausgehen

Am nächsten Tag habe ich dasselbe mit der Haustür gemacht. Ich bin also raus gegangen, habe kurz gewartet und war Bailey still, dann bin ich wieder rein gegangen. Anfangs habe ich das einfach ein paar Mal am Tag wiederholt.

3. Zeiten verlängern

Als nächstes habe ich dann begonnen jeden Tag die Zeit etwas auszudehnen in der ich vor der Haustür gestanden habe. Anfangs habe ich einfach die Sekunden im Kopf gezählt und später habe ich auf die Uhr geguckt. Man kommt sich ehrlich gesagt aber schon etwas blöd dabei vor, einfach 3 Minuten so vor der Tür zu stehen. Vor allem wenn Nachbarn vorbeikommen und denken man hat den Schlüssel vergessen.

Aber irgendwann waren wir mit dem Training so weit, dass ich einfach mal eine Runde um den Block gegangen bin. Später bin ich zum Einkaufen, dann zum Friseur und schließlich hatten wir nach 6 Wochen die Zielzeit erreicht und Bailey war 3 Stunden allein. Die Nachbarn sagten sie haben nichts gehört und als ich nach Hause kam reckte Bailey sich erst einmal, weil sie offenbar geschlafen hat. Das war für mich ein wahnsinnig gutes Zeichen.

Tipps wie der Hund allein bleibt

4. Das super Leckerli

Irgendwann in der Mitte des Trainings haben wir noch etwas Neues eingeführt. Ich fand es super stressig, wie das hinausgehen bisher bei uns ablief. Bailey wollte natürlich mitkommen, also habe ich sie immer zurückgeschoben, während sie die Schnauze und am liebsten den ganzen Hundekörper mit durch die Tür quetschen wollte. Diese Situation empfand ich immer als äußerst unangenehm für uns beide.

Ich fing also an ihr ein Stück getrocknetes Fleisch oder einen kleinen Hundekeks zu geben, wenn ich das Haus verlief. Das hatte gleich zwei Vorteile für uns. Zum einen freute Bailey sich plötzlich, wenn sie merkte, dass wir gingen und zum anderen verschaffte ihr Kauen mir Zeit, entspannt das Haus zu verlassen.

Das Ganze hat aber auch einen entschiedenen Nachteil und da muss ich jetzt noch einmal selber ran ans Training. Gibt man Bailey mal kein Leckerli, weil man nur mal schnell auf den Dachboden möchte, dann versteht sie plötzlich die Welt nicht mehr und dann wird auch schon mal empört gebellt, wenn ich die Tür schließe.

Ob das mit dem Leckerli beim Gehen nun also sinnvoll ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich bereue nicht, dass wir das eingeführt haben. Gerade zu Anfang hat es vieles erleichtert.

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Hat alles ohne Probleme geklappt?

Nein leider nicht ganz. Es schien anfangs alles perfekt. Bailey war stubenrein hat nicht in die Wohnung gemacht und die Nachbarn berichteten, dass sie nichts von der kleinen Maus hörten. Und dann begann der Zahnwechsel…

Und eines schönen Tages lag ein Teil unserer Tapete in Fetzen auf dem Boden. Leider hörte das Tapeten abreißen auch nicht so schnell wieder auf wie es gekommen war, aber schlussendlich haben wir auch das Thema abschließen können.

Darüber habe ich aber bereits einen ganz eigenen Blogbeitrag geschrieben.

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Welpen machen gern Dinge kaputt
Hast du noch weitere Tipps?

Bailey hatte Anfangs nur einen Teil der Wohnung zur Verfügung, wenn sie allein war. die anderen Türen haben wir immer geschlossen. Sie durfte die Küche und den Flur für sich haben, da hier nirgendwo Kabel herumlagen und es ungefährlich für Bailey war.

Unser Weg ist natürlich nur ein Weg wie man das Allein bleiben üben kann. Es gibt noch weitere Trainingsansätze, aber im Großen und Ganzen ähneln sie sich am Ende doch. Da wir aber gute Erfahrungen mit unserer Methode gemacht haben, wollte ich sie unbedingt an euch weitergeben :).

 

12 Kommentare zu „Wie wir das allein bleiben geübt haben.

  1. Wow!
    Also Lychee kann ja auch gut allein bleiben aber bis zu den 3h hat es bei uns schon 8 Wochen gedauert.
    Das lag aber auch daran, dass ich 8 Wochen noch von den Uniferien übrig hatte & somit hatten wir nicht so den Stress. Trotzdem haben wir täglich geübt 🙂 das fand ich nämlich auch wichtig. Vor allem musste sie recht schnell 45 Minuten alleine bleiben weil ich immer Massage hatte. Zur Physio konnte ich sie aber mitnehmen. Ich muss ehrlich sagen: ich bin erstaunt, dass Lychee auf der einen Seite echt überall mitgehn kann weil sie so brav ist und auf der anderen Seite auch so gut entspannen kann allein zu Haus 🙂
    Das mit dem Keks machen wir übrigens auch 🙂

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  2. Super Blogbeitrag!
    Ich finde dieses Thema irrsinnig wichtig und auch dass dies einfach ein Hund können sollte. Ich sehe das immer bei meiner Freundin, deren Hund kann nicht alleine bleiben. Sie hat jetzt aber echt so das Glück, dass sie den Hund mit zur Arbeit nehmen kann und wenn sie sonst wo ist bleibt er brav im Auto (im Sommer natürlich nicht, da geht sie nur dorthin wo das Auto auch kühl ist oder er mit kann) oder er ist bei ihren Eltern.
    Für mich wäre das undenkbar wenn Sydney nicht alleine bleiben kann. Auch bei Kimo war das immer ein Muss. Beide haben damit keine Probleme. Ich mache es zb. beim fortgehen immer so, dass ich sie auf meine Decke auf der Couch schicke (da darf sie nur liegen wenn ich nicht daheim bin), sie streichle und zu ihr sage „Brav sein ich komm eh bald wieder“. Das genügt und sie weiß Bescheid und ich kann in Ruhe außer Haus gehen.
    Sie darf auch nur im Wohnzimmer, Essbereich und Küche (da es ein offener Bereich ist) sein. Alle anderen Räume sind zu, ist für sie aber auch kein Problem da sie eh nur schläft (habe eine Kamera daheim installiert). Das mit dem Leckerlie/Kauzeugs vorm Gehen geben, habe ich genau aus deinem Grund schnell verworfen und gar nicht angefangen. Aber bin sicher, dass ihr das schnell wieder rausbringt 😉
    Deinen Weg zum alleine bleiben find ich super. So haben wir dies auch geübt 🙂

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    1. Ich weiß auch nicht, wie ich es bewerkstelligen sollte, wenn Bailey nicht allein bleiben könnte. Das geht schon beim wöchentlichen Einkauf los, denn spätestens da kann der Hund ja nicht mit.
      Ich bin auch sehr zuversichtlich, dass wir auch das mit dem Leckerli bald geschafft haben, beziehungsweise, dass es für sie auch ok ist, wenn ich mal ohne gehe :).

      Lg
      Jasmin

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  3. Super Bericht!
    Das mit dem Leckerli beim Weggehen geben ging bei uns allerdings total in die Hose. Mira ist Mega sensibel. Sie hat dann verknüpft: Futter = Frauchen geht länger weg… Logische Schlussfolgerung ihrerseits: fresse ich nicht, bleibt sie hier?! Zack, futtermäkligen Hund 🙄🙄🙄 Nun bekommt sie nichts mehr und seitdem ist auch gut.

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  4. Hallo, toller Beitrag!
    Wir haben aus dem Tierheim einen Labrador-Sitz-Mischling(?). Sammy ist ursprünglich aus Rumänien und wurde bei einer Rettungsaktion im Dezember vor dem Tod gerettet. Mittlerweile ist er 1 1/2 Jahre alt.
    Das scheue Wesen, hatte totalen Stress mit dem Alleine bleiben. Also haben wir nach den ersten 5 Wochen schon eine Hundetrainerin organisiert und im Voraus 10 Trainingsstunden bezahlt (51€/Std). Fazit: Nach 6 Trainingsstunden (6 Wochen) haben sich unsere Beziehung und sein Selbstbewusstsein gestärkt. Aber die gute Dame hat uns bezüglich dem Alleine bleiben nur Mist erzählt. Sie trainiert mehr alles andere als die eigentliche Problematik und ich fühl mich total allein gelassen. Das ist alles noch aktuell, Sammy ist erst seit 12 Wochen bei uns.
    Wir sollten ihn nur im Wohnzimmer lassen und direkt mit dem Alleine bleiben anfangen. Dabei sollten wir ihm einen Kauknochen da lassen. Tja.. wäre zu einfach gewesen. Sammy hat an der Tür geknabbert und gekratzt. Dabei hat er sich sein Näschen verletzt und er hat nun Angst vor der Wohnzimmertür. Wenn es nach dieser Trainerin ginge, würden wir weitermachen wie bisher. Total bescheuert, da sein Verhalten von Mal zu Mal schlimmer wurde.
    Also habe ich noch einmal bei Freunden und Bekannten nachgefragt und dadurch eine ganz tolle Hundetherapeutin (25€/Std) gefunden. Sie hat lange mit mir telefoniert und mir ganz tolle Tipps und Erklärungen gegeben. Alles unentgeltlich.
    Sammy darf nicht ins Bad (sowieso verboten) und in die Küche (schafft es durch die Größe an die Knöpfe des Herdes).
    Tipps:
    1. Sammy darf nichts ins Bett. Wenn ihre Hunde Sehnsucht nach ihr haben, dann erkennt sie das daran, dass die Hunde in ihrem Bett waren. Und das ist vollkommen in Ordnung. Also bleibt das Schlafzimmer offen.
    2. Getragene Kleidung hinterlassen
    3. Getragene Kleidung in einen Karton legen und Leckerlis darin verstecken
    4. Keine Verabschiedung, keine Begrüßung
    5. Ganz klein aufbauen

    Und nun? Sammy schafft trotz all dem und der tollen Tipps heute 20 Minuten (!!!). Für uns ist das wahnsinnig viel. Denn er „pienst“ 3-4 Mal kurz in Abständen und das war es. Er beschäftigt sich mit dem Karton und wenn ich die Wohnung wieder betrete, liegt er sogar schon entspannt auf der Couch.
    Meiner alten Trainerin werde ich morgen mitteilen, dass wir die vier noch ausstehenden Stunden nicht mehr in Anspruch nehmen und wenigstens die dafür zurück möchten.

    LG Michelle & Sammy

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    1. Hallo liebe Michelle, vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht wie es bei euch läuft. Das mit der Verabschiedung und Begrüßung handhaben wir hier genauso. Beziehungsweise begrüßt wird schon, aber nicht sofort. Erst einmal ziehe ich mich in Ruhe aus. Es ist eben etwas ganz normales, dass wir Menschen Kommen und Gehen. Ich drücke dir die Daumen, dass ihr bald mehr als 20 Minuten streßfrei schafft :).

      Liebe Grüße

      Jasmin

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      1. Genau, so dass es für den Hund nicht als Begrüßung erscheint 🙂
        Wir sind bereits bei den 45 Minuten angekommen. Mittlerweile ist er so entspannt, dass er sein Spielzeug nutzt und nicht ein einziges Mal pienst. Es ist richtig schön, dass wir nun wieder einkaufen gehen können.. Obwohl ich das nicht gerne mache. Der Alltag kehrt langsam zurück, das ist toll.

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  5. Hallo *wink*,
    Ich glaube du hattest mal einen beitrag wo eine liste war wie du arbeitest undd wie ihr das mit Bailey geregelt habt. Nur irgendwie finde ich diese liste nicht mehr😣 könnstest du einmal schreiben wo diese tabellen/ liste zu findend ist?

    Ps. Du machst das echt super mit Instagram und diesem Blog!
    Liebe Grüße Nymeria

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