Geschichten aus dem Alltag

Hochzeit mit Hund – tolle Idee oder Chaos pur?

Die Vorgeschichte

 

Schon lange lange, bevor ich von Marvin gefragt wurde, ob ich ihn heiraten möchte, stand für uns immer schon fest:

Wenn wir heiraten, dann soll Bailey uns die Ringe bringen.

Das war nun also kein spezieller Wunsch von mir, sondern wir beide wollten das sehr gern. Die kleine Maus spielt einfach eine wahnsinnig große Rolle in unserem Leben und außerdem war die Vorstellung, dass sie uns die Ringe bringt einfach herzzerreißend süß.

 

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Gesagt getan: Also planten wir unsere Hochzeit so, dass unser Wunsch in Erfüllung gehen konnte.

Dadurch fiel eine Trauung im Standesamt natürlich direkt raus, da in Behörden in der Regel keine Hunde erlaubt sind. Manche Standesämter bieten aber gegen einen Aufpreis sogenannte Außentrauungen an. Manche Standesämter machen die Trauung überall dort, wo man es möchte, aber die meisten haben festgelegte Stellen in denen eine Außentrauung stattfinden kann.

Eine Möglichkeit, die uns sehr gefiel, war eine Trauung im Planetarium in Hamburg. Passenderweise hatten Marvin und ich uns dort damals zu unserem ersten Date getroffen. Sich nun dort also das Ja-Wort zu geben klang super romantisch. Ich befürchtete allerdings, dass Hunde nicht erlaubt waren, deshalb legte ich mich bei meiner Anfrage richtig ins Zeug. Ich verfasste eine lange persönliche E-Mail und hängt vorsichtshalber noch ein paar Fotos von uns ran. Sollten Hunde nur unter ganz ganz großer Ausnahme erlaubt sein, würde es mit dieser persönlichen E-Mail mit Sicherheit möglich sein.

Zwei Tage später kam die Absage. Hunde waren definitiv nicht erlaubt, sie würden sich aber dennoch sehr freuen, wenn wir die Trauung bei Ihnen machen würden – nur eben ohne Hund.

 

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Da das für uns keine Option war suchten wir also weiter. Durch Zufall stieß ich dank des Internets auf das Restaurant & Hotel Jagdhaus Waldfrieden in Bilsen. Etwas weiter Außerhalb gelegen, hatte man dort die Möglichkeit standesamtlich getraut zu werden und passenderweise danach auch noch die Feier dort zu veranstalten.

Nur wenige Tage später hatten wir dort einen Termin, um uns das ganze persönlich anzusehen. Bailey ließen wir erst einmal zu Hause. Was mir aber direkt Vorort ins Auge stach, dass der Haupteingang zum Restaurant von einer großen steinerne Hundestatue bewacht wurde und ein Trinknapf bereit stand. Und überhaupt machte einfach alles einen ganz tollen Eindruck und Marvin war sogar der erste der Aussprach, was ich dachte: Das ist es!

 

Nach diesem Tag stand also unsere Hochzeitslocation fest und zwei Tage später telefonierte ich mit dem zuständigen Standesamt. Dabei klärte ich direkt ab, ob es möglich sei, dass unser Hund die Ringe bringt. „Klar wenn er das kann – gar kein Problem.“

 

Gut, noch konnte Bailey das nicht. Aber wir hatten ja noch ein paar Monate Zeit zum Üben ;).

 

 

 

Der große Tag

 

Bailey und ich sind den Abend zuvor ausgezogen. Also zumindest für eine Nacht. Wir sind mit allem was wir brauchten zu meinen Eltern gefahren und so habe ich ganz traditionell die Nacht vor der Hochzeit getrennt von meinem zukünftigen Ehemann geschlafen. Mir tat es ehrlich gesagt gut, dass Bailey bei mir war. Wenn sie in meiner Nähe ist fühle ich mich generell entspannter. Vielleicht beruhigte es mich zu wissen, dass wenn die Anspannung zu groß werden sollte, ich mir einfach die Leine schnappen und eine Runde mit ihr spazieren gehen konnte.

Am nächsten Morgen frühstückte ich gemeinsam mit meinen Eltern und ich war selbst überrascht wie entspannt ich war. Erst kurz bevor meine Trauzeugin mich abholte stieg die Aufregung plötzlich und ich bekam Herzrasen.

Vorsorglich hatte ich für diesen Tag ein paar Bachblüten Globuli dabei. Aufregung schlägt bei mir ganz schnell auf den Magen und deshalb wollte ich vorsorglich etwas zur Beruhigung nehmen.

 

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In der Location angekommen wartete bereits meine Stylistin auf mich und wir gingen gemeinsam in unser Hochzeitszimmer. Ein riesiges Zimmer oben in einem Turm. Es war etwas rustikal eingerichtet, hatte aber unheimlich viel Charme. Nach kurzer Zeit gesellte sich noch Baileys bester Freund Barry dazu, denn meine Brautjungfern hatten viel zu tun. Es musste einiges in der Location dekoriert werden und da ich nicht helfen konnte mussten sie das leider allein machen, auch wenn es mir in den Fingern juckte selbst Hand anzulegen. Aber ich hatte jetzt wichtigeres zu tun. Mit geschlossenen Augen saß ich auf einem Holzstuhl und ließ mir eine zauberhafte Frisur stecken. Bailey und Barry waren währenddessen ganz entspannt und lagen in meiner Nähe.

Irgendwann klopfte es an der Tür und wir mussten eine kleine Frisierpause einlegen. Den Schlüssel hatten meine Mädels allerdings mitgenommen. Wer war das also?

Von Baileys aufgeregtem Bellen begleitet öffnete ich und vor mir stand Ela meine Hochzeitsfotografin. Sie war für mich nicht nur eine einfache Fotografin. Wir hatten uns vor zwei Jahren bereits über Instagram kennen gelernt, da sie ebenfalls einen Sheltie hat. Leider wohnen wir viele viele Kilometer voneinander entfernt, weshalb wir uns bisher nicht persönlich kennen lernen konnten. Aber nun hatte ich sie ganz offiziell als unsere Fotografin gebucht und sie hatte es einrichten können das Ganze mit einem Urlaub hier im Norden zu verbinden.

Alle Fotos die ihr hier in diesem Blogbeitrag seht sind übrigens auch von Raphaela Schiller gemacht. Immer wieder wenn ich die Bilder sehe bin ich unfassbar glücklich, dass wir sie an unserer Seite hatten. Die Momente die sie mit ihrer Kamera festgehalten hat sind einfach wahnsinnig kostbar.

 

 

 

In entspannter Stimmung ließ ich mich weiter stylen, während Ela fleißig Getting Ready Fotos schoss. Doch irgendwann wurde es hektisch. Während ich noch ganz ruhig und gelassen war, kamen meine Mädels zurück. Sie hatten etwas länger für die Deko gebraucht als ursprünglich gedacht und jetzt mussten sie schnell selbst noch in ihre Kleider schlüpfen.

Der Plan, dass Bailey eine halbe Stunde vor Beginn der Trauung runter zu den Gästen gebracht werden sollte, damit sie sich an die gesamte Situation gewöhnen konnte, ging deshalb leider nicht auf. Sie blieb also oben bei mir. Auch noch während ich ehrfürchtig in mein weißes Brautkleid stieg. Kurz bevor ich selbst dann den Weg nach unten antrat brachte Janina Bailey zu den Gästen. Dort hatte Sabrina eine weitere Freundin von mir die Aufgabe sich um Bailey zu kümmern. Wir beide hatten zwei Wochen zuvor an er Location auch schon einmal das Ringe bringen geübt. Wochenlang hatte ich mit Bailey trainiert, dass sie einen kleinen Korb zu mir nach vorne trägt. Zum Schluss lief die Generalprobe wie am Schnürchen und ich war mir sehr sicher, dass die kleine Maus ihre Aufgabe super meistern würde.

 

 

 

Dank der Bachblütenglobuli die ich genommen hatte war ich ehrlich gesagt immer noch ziemlich entspannt. Aber es half mir mich auf alles um mich herum konzentrieren zu können, ohne dass mein Gehirn vor Aufregung in eine künstliche Panik verfiel und alles nur wie ein Film an mir vorbeirauschte. Ich nahm jede kostbare Sekunde war. Wie mein Papa mich über den roten Teppich führte. Wie Marvin mich entgegen nahm und wie wir beide vor der Standesbeamtin draußen im weißen Zelt saßen. Wir hielten uns an den Händen und zu gern hätte ich einen Blick nach hinten auf die Gäste geworfen. Zwischendurch hörte ich immer wieder Bailey leise fiepen. Sie war definitiv nicht entspannt und ich vermutete, dass es an der Hektik lag die zuletzt oben im Turmzimmer ausgebrochen war.

 

 

 

Dann war der große Moment. Die Trauung war fast zu Ende. Was noch fehlte waren unsere Ringe. Ich hatte mit der Standesbeamtin abgesprochen, dass ich Sabrina das Kommando selbst geben würde. Ich drehte mich also um. Bailey saß gar nicht weit weg und brauchte bloß ein paar Schritte nach vorne laufen. Ich nickte Sabrina zu und sie hielt Bailey das Körbchen vor die Schnauze. Nichts. Bailey guckte einfach nur in der Gegend rum und fragte sich vermutlich, warum alle nun zu ihr sahen. Sabrina wedelte etwas mit dem Körbchen vor ihrer Nase. Jetzt reagierte Bailey und nahm das Körbchen ins Maul, genau so wie wir das trainiert hatten. Einen kurzen Moment gewartet und dann gab Sabrina ihr das Kommando, damit sie loslaufen durfte. Zwei, drei, vier Schritte. Dann ein lautes Bellen und der Korb fiel zu Boden. Er rollte nach vorne bis fast ganz zu meinem Stuhl, während Bailey aufgeregt zwischen den Gästen umherlief. Alle lachten und es war überhaupt nicht schlimm, dass der große Moment daneben gegangen war. Mir wurde der Korb gereicht und ich rief Bailey zu mir. Aufgeregt kam sie angeflitzt und setzte sich neben mich. Ich hielt ihr den Korb noch einmal vor die Nase. Sofort nahm sie ihn entgegen und so konnte ich ihn ihr wenigstens noch einmal abnehmen und sie belohnen.

 

 

 

Die Ringe hatten wir vorsorglich festgebunden, weshalb die auch immer noch feinsäuberlich im Korb lagen. Ich stellte das Körbchen auf den Tisch und die Zeremonie konnte weitergehen, während Janina ( meine Brautjungfer ) Bailey zu sich an den Platz nahm.

 

 

 

Übrigens war Bailey nicht der einzige Hund an diesem Tag. Man könnte meinen wir suchen uns unsere Freunde nach den Hunden aus. Aber tatsächlich haben wir so manche Freunde erst durch die Shelties kennen gelernt. Und so kam es, dass bei unserer Hochzeit insgesamt noch 3 weitere Shelties zu Gast waren. Nach der Trauung blieben wir noch eine Weile draußen. Marvin und ich durften ein Herz aus einem Laken schneiden und es wurde geplaudert, angestoßen und Gruppenfotos gemacht.

 

 

 

Während dieser ganzen Zeit blieben die Hunde dabei. Erst danach, als es in die Räumlichkeiten ging und wir mit Ela zusammen unsere Hochzeitsfotos machen wollten, brachten die Mädels ihre Hunde aufs Hotelzimmer. Wir hatten länger überlegt, was die sinnvollste Lösung war. Am Ende hatten wir entschieden, dass Barry und Izzie auf ein Zimmer sollten und Nala gemeinsam mit Bailey. Wobei Bailey erst einmal noch kurz für ein paar Fotos bei uns blieb.

Für die Hunde war die Trauung und der Trubel mit Sicherheit sehr Aufregend gewesen und daher waren wir uns sicher, dass sie einfach glücklich sein würden, sich nun entspannt aufs Hotelzimmer legen zu können. In unserem Raum wäre es einfach zu voll und wuselig für die Hunde geworden. Da hatten sie es auf dem Zimmer auf jeden Fall besser. Während wir lecker speisten, eine wundervolle Rede hörten und auf einer Leinwand zwei tolle extra für uns zusammengeschnittene Videos schauten, blieben die Hunde also auf den Zimmern.

 

 

Irgendwann am Abend kamen meine Mädels von einem Spaziergang mit den Hunden zurück, als ich gerade draußen mit einem anderen Gast der Hochzeit zusammenstand. Ich sah in ihre Gesichter und wusste sofort, dass etwas los war. Was sie mir dann erzählten ließ mich kurz schlucken und mir wurde unbehaglich zumute. Ich gehöre zu den Menschen die möglichst nicht negativ auffallen wollen und die möchten, dass alle glücklich und zufrieden sind. Das galt natürlich insbesondere für den heutigen Tag.

Als die drei Mädels die Hunde zur späten Abendrunde aus dem Hotel geholt hatten, sind sie von einer Bediensteten ganz böse angeraunzt worden, dass die Hunde wohl durchgehend kläffen würden und ein anderer Hotelgast hätte sich wohl auch schon beschwert. Vielleicht lag es hier auch daran, dass das Hotelzimmer im Erdgeschoss lag und ständig Menschen an der Tür vorbeiliefen. Aber egal was der Grund war, es war unangenehm für alle und es musste schnell eine Lösung her!

Wir beratschlagten uns kurz und entschieden die Hunde zu trennen. Oder besser gesagt Bailey und Nala zu trennen, denn die zwei machten dem Namen „Belltie“ wohl mal wieder alle Ehre, wobei wir niemals damit gerechnet hätten, dass sie auf dem Hotelzimmer ständig kläffen würden. Wenn sie sonst alleine sind tun sie das ja auch nicht.

Gesagt getan und so durfte Bailey bereits jetzt in unser Hochzeitsturmzimmer. Sie kannte das ja ohnehin schon von der Zeit, als meine Stylistin mich dort fertig gemacht hatte. Die Lösung war gefunden. So konnten sich die beiden Hunde nicht mehr gegenseitig zum Bellen anstacheln.

 

 

 

Ich muss gestehen für einen Moment hatten diese Neuigkeiten meine Stimmung etwas getrübt. Dass sich jemand über uns oder besser gesagt über unsere Hunde beschwerte, sollte nicht passieren. Selbst wenn der Hotelgast vielleicht etwas überempfindlich gewesen sein mag, war es mir wirklich unangenehm. Dennoch. Jetzt konnte ich nichts mehr daran ändern und so versuchte ich das Ganze zu vergessen und mich wieder auf die Hochzeitsfeier zu konzentrieren. Zum Glück gelang mir das recht schnell und ohne weitere Zwischenfälle feierten wir noch mit bester Musik bis 2h morgens.

 

 

Dann hieß es aufräumen. Zumindest all das was wir an Deko zusätzlich hergebracht hatten und die Fotobox musste auch wieder verstaut werden. Ich liebte mein Brautkleid. Ehrlich. Aber nachdem wir nachts noch einmal Currywurst gegessen hatten und ich endlich mehr als nur ein paar Bissen vor Aufregung runterbekommen hatte, bekam ich das Bedürfnis das Kleid zum Aufräumen ausziehen zu müssen. Es war am Bauch nun doch etwas eng. Marvin gab mir sein ok, dass ich es schon vorab ausziehen durfte und so machte ich mich auf in unser Turmzimmer. Ich freute mich Bailey wieder zu sehen und blieb kurz vor der Tür stehen. Es war Mucksmäuschen still. Kein Ton. Kein Bellen. Vorsichtig schloss ich auf und vor mir stand ein verschlafener kleiner Hund, der fröhlich mit dem Schwanz wedelte, als er mich sah. Nachdem ich Bailey kurz durchgeknuddelt hatte, schälte ich mich aus meinem Brautkleid und hüpfte in bequemere Kleidung. Kurzerhand schnappte ich mir die Leine und nahm Bailey mit nach unten, sodass sie bei unseren Aufräumarbeiten dabei sein konnte.

 

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Happy End?

 

Für uns war die Hochzeit ein wunderschöner Tag und ich bin froh, dass wir uns dazu entschieden haben Bailey dabei zu haben. Einen Hund mit in seine Hochzeitsfeier zu integrieren bedeutet natürlich immer mehr Aufwand und man sollte auch auf die Bedürfnisse des Vierbeiners achten. Bailey liebt Menschen und stört sich an großem Trubel nicht besonders. Einen ängstlichen Hund hätte ich wohl aber lieber in eine gute Obhut gegeben.

Wobei ich sagen muss – all die lieben Menschen, denen ich Bailey blind anvertrauen würde waren an unserem großen Tag an unserer Seite. Im Nachhinein wüsste ich gar nicht, wohin ich Bailey gegeben hätte. Aber diese Frage stellte sich für uns auch einfach nie. Bailey gehört zu uns und durfte bei diesem wichtigen Tag nicht fehlen.

 

Und genau das hat unsere Hochzeit für uns erst perfekt gemacht.

 

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8 Kommentare zu „Hochzeit mit Hund – tolle Idee oder Chaos pur?

  1. Wunderschöne Fotos, zauberhaftes Brautpaar und eine schöne Geschichte. Ich kann das alles gut nachvollziehen, wir haben ja selbst erst vor ein paar Wochen geheiratet. Wir haben uns allerdings dagegen entschieden, dass Chili uns die Ringe bringt. Das war für uns einfach zu stressig und für Chili vermutlich zu aufregend. Die Maus kam erst später zum Fotoshooting dazu und ist auch nicht mit auf den Hof, um zu feiern. Wir haben ja zum Glück eine ganz tolle Hundesitterin, die mich da ganz lieb unterstützt hat. So bräuchte ich mir keine Gedanken um die Maus zu machen und wusste, sie ist in den besten Händen.
    Ich wünsche euch alles Gute!
    Kathy + Chili

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  2. Erst ein mal alles gute zur so einer schönen Hochzeit. Ein Hund ist wie sein eigenes Kind er gehört einfach zur Familie. Da ist es nur naheliegend den vierbeinigen Liebling mit zur seiner Hochzeit zu nehmen. Wenn er dort dann noch eine sehr wichtige Aufgabe erfüllen kann ist es noch besser.

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